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Zur Einführung sprach Susanne Titz, Museum Abteiberg Mönchengladbach.

…Und nun das! Im Kunstverein Mönchengladbach herrscht auf den ersten Blick die absolute Leere. Als Rauminstallation ist Stefan Demarys "Predator" angekündigt. Wer den Trophäenjäger aus dem All versus Alien aus dem Film und die unausweichlichen Folgeerscheinungen in der Spielzeugwelt kennt und folgerichtig auf deren Anwesenheit in Stefan Demarys wie gewohnt unbetitelter Rauminstallation spekuliert, sieht sich getäuscht. Da nun aber niemand in das Gewerbegebiet, in dem sich der Kunstverein vor einem Jahr ansiedelte, fährt, um nichts gesehen zu haben, sucht man den leeren Raum etwas genauer ab. Schließlich weiß der Kenner um so manchen Dreh in der zeitgenössischen Kunst von Yves Kleins "Vide" bis Slominskis Fallenstellerei, um sich wider alle Trägheit doch an die Entschlüsselung des Nichts zu machen.

Und da, auf dem Boden lauter weiße Fußspuren, jene liederlichen Ungeschicklichkeiten, die dem ‚do it yourself‘ Anstreicher unterlaufen, wenn er sich an die Renovierung seiner Fußböden begibt und nicht wirklich gut geplant hat, was zuerst und was später zu tun ist. Da hat einer, eben Demary, den Boden im großen Ausstellungsraum dunkelgrau gestrichen und wohl erst anschließend den Boden im kleinen hinteren Raum weiß. Was passiert ist, ist nur konsequent. Beim Versuch aus welchen dringlichen Gründen auch immer herauszukommen, hinterläßt der Maler – sei der nun Anstreicher oder ‚Kunstmaler‘ – weiße Fußspuren und die logischerweise Richtung Ausgang. Und da nun schon mal alles versaut ist – auch wieder zurück auf dem Weg in den weißen Raum. Wiewohl all dies geläufig ist, bleibt man an den Spuren hängen und verstrickt sich aufs schönste in einer Welt, in der Ordnung und Chaos eine perfekte Liaison eingehen, in der sich am Ende auch "Predator", die Horror-Comic-Fantasy-Figur, davon macht bei einer Aktion, die doch lediglich darauf abzielt, alles wirklich perfekt und schön zu hinterlassen.

So verlagern sich die Fußspuren ins Hirn, in dessen labyrinthischen Strukturen sie sich schlimmer noch ausbreiten als Demarys bis dato bekannte Viren, die aller Unberührtheit der Figurenwelt zum Trotz an seinen ‚Bildern‘ oder ‚Stilleben‘ festmachen und sich im Erinnerungsspeicher einnisten.

"Predator" lockt in die bislang radikalste Raum- und Wahrnehmungsbesetzung des schillernsten Künstler aus der ohnehin schillernden Schwegler-Klasse. Und das will etwas heißen in einem Werk, das das komplexe Dickicht kunstimmanenter Fragen subversiv kurzschließt mit solchen nach den Beziehungen zwischen der existentiellen Wirklichkeit und den im Wahrnehmungshaushalt längst dominierenden Alibispielen.…

Textauszug Kunstforum, Band 174, Januar-März 2005 (Dr. Annelie Pohlen)

Stefan Demary, 1958 in Troisdorf geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Zur Ausstellung erschien eine Edition.