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Zur Einführung sprach Dr. Carola Schneider, Kunsthaus Essen.

Störbilder und das dazugehörige Rauschen, das in modernen Geräten unterbundenwird, standen in den letzten Jahren im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit. Durch die vollkommene Auflösung in optische wie akustische Pixel stellen sie als „nichtdefinierte Oberfläche“ eine offene Struktur und Projektionsfläche dar. Als Metapher für die Zufälligkeit von Erlebnissen und Begegnungen verstanden, setzt Sandmann sie als Schnittstellen von Realität und Fiktion, Gegenwart und Vergangenheit ein. Allen künstlerischen Arbeiten Sandmanns liegt die  Auseinandersetzung mit Strukturen, Raumverhältnissen und Oberflächen zugrunde. Seine experimentellen Filme basieren auf Fundstücken, erzählen Geschichten, dokumentieren Reisen, reflektieren Raum- und Zeitempfinden und sind durch Unschärfen gekennzeichnet…

Im Halbdunkel der Halle stehen große Pflanzen und altertümliche Dia- und Filmprojektoren in einer verschachtelten Versuchsanordnung. Der Raum ist Gewächshaus, Labor und Kino zugleich…

Als „found fotage“ verwendet Sandmann einen anonymen privaten Super-8-Film einer Islandreise aus den 60-er Jahren, den er auf dem Flohmarkt fand. Mit diesem Filmmaterial experimentiert er, schneidet es, legt es für einige Zeit in eine pflanzliche Lösung aus Wasser, Moosen und Sporen. Die Oberfläche verändert sich, es legen sich  Pflanzenpartikel auf ihr ab, an anderen Stellen löst sie sich auf. Dadurch entstehen abstrakte Farbspiele malerischer Qualität („Filmmalerei“), die aber auch wie pflanzliche Gebilde, Felsformationen oder filmische Land-Art gesehen werden können…

Der experimentelle Avantgardefilm der 20er und 30er Jahre verwendet die visuellen Verfahren der Futuristen und Kubisten. Nach dem Krieg wurde diese Entwicklungdurch den sog. unabhängigen Film oder den Undergroundfilm in Europa und USA wieder aufgegriffen. Insbesondere die österreichischen Experimentalfilmer Kurt Kren, Peter Kubelka und Dietmar Brehm sind für Hubert Sandmann wichtig. Sie belebten als Vertreter des „strukturellen Film“ in der zweiten Hälfte der 50er Jahre die europäische Tradition des Avantgardefilms.

Freilegung unterbewußter Strukturen durch Verfremdung,  ransformation des Ausgangsmaterials, schnelle Schnitte, Direktheit des Wahrnehmungsvorgangs, Überblendungen und Unschärfen sind Stilmittel, derer sich auch Sandmann bedient.

Textauszug (Dr. Carola Schneider)

Hubert Sandmann, 1960 in Gelsenkirchen Buer geboren, lebt und arbeitet in Essen.

Zur Ausstellung erschien die Edition 15 + 5 Kugeln „Las Flores I“